# Jahrgang 1993
# Doktorandin
# Forschungsschwerpunkt im Projekt: Genetik des Vogelzugs
# Persönlicher Hashtag: Birdnerd

Foto: privat
Warum sind Sie Wissenschaftlerin geworden?
Das wollte ich schon als kleines Kind. Ich wollte verstehen, wie alles zusammenhängt und funktioniert und vor allem wollte ich Papageien im tropischen Amazonas retten. Das Motiv hat sich seitdem nicht wirklich geändert: Ich möchte Forschung betreiben, die uns hilft, bedrohte Arten zu schützen. Als Wissenschaftlerin ist man nicht dem Wirtschaftsdruck ausgesetzt, und ich möchte für etwas arbeiten, das nicht nur auf Gewinnoptimierung ausgerichtet ist. In der Wissenschaft kann ich an den Themen arbeiten, die mich wirklich interessieren und ich lerne ständig Neues dazu. Es ist ein sehr anregendes und vielseitiges Arbeitsumfeld und mir gefällt die Internationalität. Des Weiteren ist die Denkweise in der Wissenschaft etwas anders als in der Wirtschaft, nämlich faktenbasiert und rational. In der Politik könnte ich zum Beispiel überhaupt nicht arbeiten.
Woran arbeiten Sie aktuell? Und wie bettet sich Ihre Arbeit in das Gesamtprojekt ein?
Aktuell untersuche ich Cryptochrom 4 – ein Protein, von dem Wissenschaftler_innen vermuten, dass es bei Vögeln als Rezeptor für die Wahrnehmung von Magnetfeldern dient. Diese Annahme könnte durch meine Analysen weiter unterstützt werden. So könnten auch Impulse für zukünftige Forschungsrichtungen entstehen. Im Speziellen untersuche ich, wie sich der potenzielle Magnetrezeptor bei Vögeln im Laufe der Evolution herausgebildet hat und ob er sich in machen Gruppen, zum Beispiel den Singvögeln, anders entwickelt hat als in Nicht-Singvögeln.

Foto: Corinna Langebrake
Was macht das Arbeiten in einem solchen großen Verbundprojekt so besonders (wissenschaftlich, aber auch persönlich)?
Im Projekt bekommen wir viel Input von Experten aus unterschiedlichsten Fachrichtungen und es ist super, mit ihnen zusammen die Ergebnisse zu diskutieren und alles in einem anderen Licht zu sehen. Außerdem hat man alle Experten „in Rufweite“, die nötig sind, um weiterführende Projekte zu planen. Es ist auch schön, wenn man die anderen Projekte bei kleineren Anfragen unterstützen kann beziehungsweise größere Kooperationen aufbauen kann.
Wo holen Sie sich Inspiration?
Bei Diskussionen, Vorträgen und Konferenzen nehme ich viel über potentielle Methoden mit, die eventuell auch auf meine Forschung anwendbar sind. So bekomme ich die Möglichkeit, meine Ergebnisse aus anderen Perspektiven zu betrachten. Um gute Ideen zu entwickeln, ist es für mich auch wichtig, manchmal etwas Abstand zu bekommen. Dabei helfen mir Ausflüge in die Natur und handwerkliche Tätigkeiten, bei denen ich meine Gedanken schweifen lassen kann.
Wie hilft Ihre Forschung den Menschen im Nordwesten?
So etwas darf man einen Wissenschaftler der Grundlagenforschung betreibt ja eigentlich nicht fragen… Dem normalen Bürger wird das wohl erst einmal wenig bringen. Ich fände es aber super, wenn Ergebnisse auch der Öffentlichkeit verständlich zugänglich gemacht werden und man dadurch zum Beispiel ein junges Mädchen für unsere Natur und die Wissenschaft begeistern könnte.
Welches ist Ihr Lieblingsort in unserer Region?
Ich mag die Promenade direkt am Wasser in Wilhelmshaven. Es ist immer spannend, dort hinzugehen, weil Möwen einen aus dem Hinterhalt jederzeit überfallen und das Eis stibitzen könnten, das man gerade noch gekauft hat.
Welche „Impulse“ wünschen sie sich von unseren Leser_innen?
Vor allem Neugierde und Offenheit für Neues! Ich wünsche mir außerdem, dass Wissenschaftler_innen ihre Begeisterung und Faszination für ihr spezielles Thema an junge Leute weitergeben und diese daran teilhaben lassen.