Wildgänse auf Wanderung
Foto: Corinna Langebrake

Nachgefragt bei… Raphael Schween

Aus der Reihe Geheimnis Vogelzug
TLDR:

Der Doktorand Raphael Schween untersucht die DNA und RNA von Rotkehlchen, um herauszufinden, warum sie sich in ihrem Wanderungsverhalten unterscheiden. Im Interview spricht er außerdem darüber, wie die Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftler_innen in seinem Forschungsprojekt abläuft.

Lesedauer: 2 min Kategorie: Interview Datum: 4. Mai 2020

# Jahrgang 1991
# Doktorand
# Forschungsschwerpunkt: Das Projekt versucht, die genetischen Hintergründe für die verschiedenen Migrationsverhalten von europäischen Rotkehlchen aufzuklären. Hierzu benutzen wir sowohl DNA- als auch RNA-Daten, um Unterschiede im Erbgut und in dessen physischer Ausprägung festzustellen.

Raphael Schween
Foto: privat

Warum sind Sie Wissenschaftler geworden?

Ich war schon immer daran interessiert, Neues zu lernen, und wollte mich immer weiterbilden. Speziell RNA und DNA waren für mich immer interessant, da sie der Bausatz fürs Leben sind. Aus diesem Grund habe ich mich darauf konzentriert, immer mehr über sie zu lernen, und das geht am besten, wenn man eine wissenschaftliche Laufbahn einschlägt.

Woran arbeiten Sie aktuell? Und wie bettet sich Ihre Arbeit in das Gesamtprojekt ein?

Momentan analysieren wir RNA-Transkripte von verschiedenen Geweben eines Rotkehlchens. Dies benutzen wir, um die Analyse unseres Genoms voran zu treiben. Außerdem untersuchen wir, ob dieselben Proteine in den verschiedenen Geweben exprimiert werden, also im Erscheinungsbild der Vögel zum Ausdruck kommen, oder ob bestimmte Genvarianten nur in bestimmten Geweben vorkommen.

Wir sind dafür zuständig, die anderen Bereiche des Sonderforschungsbereichs (SFB) mit hochwertigen Sequenzen für Gene zu versorgen und neue Gene zu finden, die mit dem Magnetsinn und dem Zugverhalten in Zusammenhang stehen. Außerdem kümmern wir uns darum herauszufinden, wo genau diese Gene sich im Genom befinden und wie sie aussehen. Dies ist für viele Bereiche des SFB wichtig, wenn zum Beispiel Moleküle, die an bestimmte Stellen der DNA binden sollen, designt werden.

 

In seiner Forschung untersucht Raphael Schween das Migrationsverhalten von Rotkehlchen.
Foto: Georg Manthey

Was macht das Arbeiten in einem solchen großen Verbundprojekt so besonders (wissenschaftlich, aber auch persönlich)?

In wissenschaftlicher Hinsicht ist es großartig, Teil eines so großen Projekts zu sein, weil man viel über Fachbereiche lernt, in welche man sonst keine so tiefen Einblicke bekommen würde. Außerdem entstehen durch diese engen Kontakte zwischen den verschiedenen Gruppen viele kollaborative Projekte, die ohne diese Zusammenarbeit nur schwer zu bewerkstelligen wären. Zusammengefasst erlaubt die Zusammenarbeit uns, von dem Fachwissen aller anderen Mitglieder zu profitieren und viel gezielter und somit schneller unsere eigenen Ziele zu erreichen.

Auf persönlicher Ebene ist die Arbeit im Verbundprojekt ebenfalls sehr positiv, da man viele jüngere, aber auch viele erfahrene Wissenschaftler kennen lernt. Durch diese Kontakte hat man immer jemanden, an den man sich wenden kann, falls mal Probleme auftreten sollten oder man nicht wirklich weiter weiß.

Wo holen Sie sich Inspiration?

Meine Inspiration liegt darin zu verstehen, wie genau die DNA und die RNA aufgebaut sind und wie sie funktionieren. Dabei finde ich verschiedene Punkte faszinierend: Wie kleine Unterschiede an den richtigen Stellen zu solch großen Unterschieden im Verhalten führen können. Wie das magnetische Feld der Erde von Tieren wahrgenommen werden kann. Warum es Vögel gibt, die zu bestimmten Zeiten in ihrem Leben wandern, zu anderen aber nicht.

Wie hilft Ihre Forschung den Menschen im Nordwesten?

Meine Forschung kann dabei helfen, besser zu verstehen, was für Zugvögel wichtig ist und wie wir als Menschen sie in ihrem Umfeld möglichst wenig beeinträchtigen und stören.

Welches ist Ihr Lieblingsort in unserer Region?

Die Nordseeküste, weil ich dort richtig entspannen kann. Auf den Deichen und am Strand vergesse ich einfach alle Sorgen und genieße den Wind und die See.

Welche „Impulse“ wünschen sie sich von unseren Leser_innen?

Vielleicht gibt es interessante Fragen, die wir beantworten können, oder sogar hilfreichen Input.

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