Wildgänse auf Wanderung
Foto: Corinna Langebrake

Nachgefragt bei… Siu Ying Wong

TLDR:

In ihrem Alltag verbringt die Chemikerin Siu Ying Wong viel Zeit mit Programmieren: Sie entwickelt Simulationen, um mehr über den sogenannten „Kompass-Sinn“ von Zugvögeln herauszufinden. Im Interview erzählt sie mehr von ihrer Arbeit.

Lesedauer: 2 min Kategorien: Tiernavigation, Interview Datum: 4. Mai 2020

# 22 Jahre alt
# Doktorandin
# Forschungsschwerpunkt im Projekt: Spindynamik-Simulationen
# Persönlicher Hashtag: Code-Entwicklung

Siu Ying Wong
Foto: privat

Warum sind Sie Wissenschaftlerin geworden?

Ich habe in der Oberstufe angefangen, mich für Chemie zu interessieren. Daher entschied ich mich, Chemie zu studieren. Von meinen vier Studienjahren verbrachte ich ein Jahr mit einem Abschlussprojekt. Das wissenschaftliche Arbeiten gefiel mir so gut, dass ich nun promoviere.

Woran arbeiten Sie aktuell? Und wie bettet sich Ihre Arbeit in das Gesamtprojekt ein?

Im weitesten Sinn geht es in meiner Forschung darum, den sogenannten „Kompass-Sinn“ der Vögel besser zu verstehen, mit der sie die Richtung des Magnetfelds der Erde erfassen. Wir denken, dass ein Protein namens Cryptochrom in der Netzhaut der Vögel dabei eine entscheidende Rolle spielt. Dieses Protein bindet Flavin-Adenin-Dinukleotid (FAD), ein Koenzym, das mit einer Aminosäure namens Tryptophan im Inneren des Proteins ein so genanntes Radikalpaar bilden kann. Dieses Radikalpaar kann verschiedene Zustände annehmen. Wie häufig welcher Zustand auftritt, hängt vom Magnetfeld der Erde ab. Wie genau das Magnetfeld das Radikalpaar beeinflusst, untersuche ich mithilfe von Simulationen, die ich auf dem Computer programmiere. Wenn bei den Berechnungen etwas Interessantes herauskommt, kann ich mit den Wissenschaftlern, die im SFB praktische Versuche durchführen, ein Experiment entwerfen. Bisher ist das noch nicht passiert, aber im SFB-Antrag ist eingeplant, dass ich mich an der Planung von Verhaltensexperimenten im Projekt Nav01 beteilige.

Was macht das Arbeiten in einem solchen großen Verbundprojekt so besonders (wissenschaftlich, aber auch persönlich)?

Es ist sehr vorteilhaft, dass es im SFB so viel Expertise zu so unterschiedlichen Themen gibt. Durch die Vorlesungen und Berichte von Professor_innen und Nachwuchswissenschaftler_innen lerne ich viel dazu. Ich erfahre außerdem einiges über unveröffentlichte Arbeiten meiner Kolleg_innen. So bleibe ich auf dem Laufenden und kann auch mein Projekt in einem größeren Kontext betrachten. Außerdem spornt mich der Austausch mit den anderen an: Ich bin immer beeindruckt von dem, was sie schon erreicht haben – das motiviert mich auch in meiner eigenen Arbeit. Dadurch, dass ich mit vielen Experten im selben Projekt arbeite, fühle ich mich in meiner eigenen Forschung selbstbewusster.

Wo holen Sie sich Inspiration?

Da ich Berechnungen anstelle, bin ich relativ frei, verschiedene Ansätze auszuprobieren. Deshalb versuche ich, kleine Ideen zu notieren, wenn sie mir in den Kopf kommen, auch wenn sie vielleicht nirgends hinführen. Oft ist ein Testlauf mit einer vereinfachten Version der Simulation der schnellste Weg, eine Idee auf ihre Tauglichkeit zu testen. Die Gespräche mit meinem Betreuer und meiner Arbeitsgruppe sind sehr hilfreich, genauso wie die Gespräche im gesamten SFB.

Welches ist Ihr Lieblingsort in unserer Region?

Leider bin ich noch nicht viel unterwegs gewesen. Ich war schon immer gerne drinnen, und wegen Corona bin ich meistens zu Hause. Allerdings gefallen mir die modernen und oft bunten Häuser in Oldenburg gut. Sie sind eine schöne Abwechslung nach den vielen Hochhäusern in Hong Kong, wo ich aufgewachsen bin, und den alten, historischen Gebäuden in England, wo ich studiert habe.

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